… abgesehen von kleineren grundsätzlichen Bedenken eine klasse Idee, die Floskelwolke als „Bullshit-Bingo“. Jedoch scheinen sich zwei Fehler eingeschlichen zu haben:

• auseinander dividieren
• Nacht hell erleuchtet

Tipp: Schreibt man auseinander und dividiert getrennt, hat man ein eigentlich zusammengehöriges Verb auseinanderdividiert. Und etwas kann vielleicht nicht hell erleuchtet wie die Nacht sein – sucht man jedoch ein ironisch gefärbtes Synonym für dunkel, dann kann es nur nachthell sein.

Das Wort Fehler mit Kühlschrankmagnetbuchstaben geschriebenSo mancher wäre wahrscheinlich sofort bereit, für Onlinejournalismus zu zahlen, wenn dieser wenigstens ein einziges Mal ohne gravierende Rechtschreib-, Interpunktions- und Grammatikfehler daherkommen würde. Heise.de zu einer aktuellen Umfrage:

wollte das deutsche Statistik Portals (…) wissen

Im Schnitt würden die (…) Deutschen 5,45 Euro (…) eine der exemplarisch genannten Seiten ausgeben

Von den 20 bis 29 Jährigen

bei den 20 bis 29-Jährigen

Männer würden (…) mehr Geld geben, als Frauen

Hätte man für diesen Artikel bezahlt – man hätte sein Geld wiederbekommen müssen. Oder Schmerzensgeld.

Gerade noch auf der Suche nach schönen Beispielen für falsch geschriebene Komposita – und schon liefert Andrea Diener in der FAZ bereits in der Überschrift eine Steilvorlage.

Manuel Neuer beim Halme zählen

FAZ.net vom 9.7.2014

Im Fußball gäbe das einen Elfmeter. Mindestens.

Warum haben so viele Schreibende Probleme mit der Null? Kaum jemand würde etwa auf die Idee kommen, „das waren Drei Prozent“ zu schreiben. Bei null gelingt das eigenartigerweise oft nicht.

Momentan liegt er bei Null Prozent

(Die Welt, 2.6.2014)

Die Null als solche schreibt man durchaus groß – also dann, wenn man z.B. die geschriebene Ziffer meint („die Null ist oval“) oder einen Nichtskönner („du Null!“). Geht es jedoch um den Zahlwert, dann ist immer Kleinschreibung angesagt.

Richtig wäre hier also gewesen: null Prozent.

Das Wort Fehler mit Kühlschrankmagnetbuchstaben geschriebenWir sollen beim Einkaufen sparen – Amazon macht’s vor und spart sich schon mal die Grammatik:

Sparen Sie bei neuen Angebote und Aktionen (…)

(E-Mail-Betreff von Amazon.de)

Tippfehler gibt’s stattdessen gratis dazu:

Weitere Infromationen: (…)

(Amazon-E-Mail)

?In jüngster Zeit fällt es mir immer öfter auf: Schreibende verwenden den Doppelpunkt mitten im Satz – in Zeitungsartikeln, aber vor allem auch in wissenschaftlichen Arbeiten.

Aus dem Ekel (…) erwuchs die Vorstellung, dass die verschiedenen Funktionen der Stadt: Arbeit, Wohnen, Freizeit und Verkehr, strikt voneinander getrennt werden müssten.

Die Welt, 7.12.2013

Diese Mode lässt die Frage aufkommen, ob das richtig ist. Darf ein Doppelpunkt mitten im Satz stehen? Die Antwort lautet ganz klar: jein. Die Rechtschreibregeln sagen dazu im Grunde nur:

Mit dem Doppelpunkt kündigt man an, dass etwas Weiterführendes folgt.

Ein Doppelpunkt bedeutet rechtschreibtechnisch also zunächst einmal nur: Achtung, hier kommt gleich noch etwas. Doppelpunkte können daher nicht nur dort stehen, wo sonst ein Punkt wäre, sondern etwa auch Satzteile trennen. Aber es gibt auch noch die Grammatik, und die verlangt, dass das Weiterführende in Relation zum Vorhergehenden steht – sonst wäre es ja auch nichts Weiterführendes. Das erfordert allerdings, dass alles, was nach einem Doppelpunkt steht, in sich selbst verständlich ist. Das funktioniert bei dem genannten Beispiel nicht mehr:

Arbeit, Wohnen, Freizeit und Verkehr, strikt voneinander getrennt werden müssten.

Dieses Fragment, für sich betrachtet, ergibt keinen Sinn mehr. Denn das Weiterführende folgt hier nicht nur, sondern unterbricht auch den Nebensatz. Das Komma hinter „Verkehr“ vermag die in Relation stehende Weiterführung nicht zu beenden, denn ein Komma wirkt schwächer als ein Doppelpunkt; was nach einem Doppelpunkt beginnt, kann nicht mit einem Komma abgeschlossen werden.

Daher hätte hier auch kein Doppelpunkt stehen dürfen. Die richtige Wahl sind hier vielmehr das Komma und der Gedankenstrich. Wo man einen einfachen, erklärenden Einschub anbringen möchte, wird schlicht ein Komma gesetzt, und wenn man bewusst – zu Betonungszwecken – eine Sprechpause erzeugen möchte, schließt man die Erläuterung einfach mit Gedankenstrichen ein. Ein Doppelpunkt kann also nicht einfach irgendwo gesetzt werden, um etwas Nachfolgendes anzukündigen – das Gesamtsatzgefüge darf man dabei nicht aus dem Blick verlieren.

Liebe Norisbank, allmählich enttäuschst Du uns wirklich. Man kann sich ja durchaus mal verschreiben. Aber nun hast Du es schon wieder vermasselt. Nachdem es letztes Mal schon fast so aussah (Yeah, Großschreibung am Wortanfang!), als würdest Du es beim dritten Mal endlich hinbekommen, werden Deine Briefe stattdessen nun wieder schlimmer:

immer-und-überall-dabei Bank
Grammatikalisch fragwürdige Produktinformation der Norisbank

Wir geben die Hoffnung nicht auf, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Wir geben Dir noch einen kleinen Tipp: Sowohl Immerundüberalldabeibank als auch Rundumdieuhrangebot sind nur ein einziges Wort. Wirklich.

Im Zuge der Bundestagwahl gibt es nicht nur den Wahl-O-Mat, mit dem man seine eigenen politischen Vorstellungen mit der Programmatik der einzelnen Parteien abgleichen kann, sondern auch noch die Seite Wen wählen.

Und was machen Korrektoren wie unsereiner? Sie achten natürlich mal wieder nur auf die Grammatik:

Angaben Speichern und weiter

Wenn man „und“ und „weiter“ auch noch großgeschrieben hätte, wäre es vielleicht sogar weniger auffällig gewesen.

Wie wichtig Groß- und Kleinschreibung ist und wie schnell man mit nur einem einzigen falschen Buchstaben den Sinngehalt eines ganzen Satzes komplett verändern kann, demonstriert der Deutschlandfunk mit einem schönen Satzbeispiel:

Der traditionsreiche Verlag (…) ist zu einem Unternehmen geworden, das erkannt hat, dass sich auch ohne Journalismus mit gedrucktem Geld verdienen lässt.

Die Funke-Verlagsgruppe verdient also mit (selbst)gedrucktem Geld statt mit Journalismus?

Der Leser wäre nicht auf die falsche Fährte geführt worden, wenn der Satz korrekt geschrieben worden wäre. Denn ändert man gedrucktem zu Gedrucktem, stimmt die Bedeutung auf einmal wieder.

Eine inzwischen zur reinen Online-Filiale gewordene Bank hatte es zuletzt eher weniger mit der Grammatik. Doch man höre und staune, im neuesten Prospekt ist man mutiger geworden und traut sich, das „Rund-um-die-Uhr-Angebot“ auch tatsächlich so zu schreiben.

Rund-um-die-Uhr Angebot

Na ja. Fast.

Das übernächste Prospekt wird dann vielleicht mal komplett richtig sein. Wir drücken weiterhin die Daumen.