Stilfragen

Und oder &?
– Wie man das &-Zeichen richtig verwendet

Viele denken, das &-Zeichen wäre einfach ein Symbol für „und“, eine kurze, griffige Alternative. Doch in Wirklichkeit ist es nur ein Symbol für manche Anwendungsfälle von „und“. Wer & mit und gleichsetzt, dehnt die Funktion des &-Zeichens zu weit aus und begeht Fehler.

&-ZeichenUrsprünglich ist das & eine Ligatur (also eine Verschmelzung zweier Buchstaben zu einer neuen Schreibweise) des lateinischen „und“. Aus „et“ wurde „&“, so wie im Deutschen aus s und z das ß entstanden ist. Im Deutschen hat diese Ligatur jedoch den Charakter eines Sonderzeichens, da sie meist als „und“ und nicht als „et“ gesprochen wird. Das bedeutet aber nicht, dass man beide Schreibweisen einfach beliebig miteinander austauschen kann. So wie das Eszett im Deutschen nur in bestimmten Fällen geschrieben wird, hat auch das & eine bestimmte, klar definierte Funktion.

Wann &?

Das &-Zeichen hat, obwohl es identisch gesprochen wird, nicht die Aufgabe, das Wörtchen und einfach zu ersetzen, etwa um Platz zu sparen. Es dient stattdessen traditionell dazu, Namen (oder weitere Begriffe) zu einem gemeinsamen Firmennamen zusammenzufügen.

Bang und Olufsen gründeten Bang & Olufsen.

Daher wird das & im Deutschen auch als „kaufmännisches Und“ bezeichnet. Wichtig ist dabei einerseits die (Auch-)Namensbasis, andererseits die Absicht, einen geschäftlichen Charakter auszudrücken. Häufig kommt es in Verbindung mit abgekürzten Namen vor:

H&M (Hennes & Mauritz)
C&A (Clemens & August)
Kiepenheuer & Witsch
Peek & Coppenburg
M&M's (Mars & Murrie's)
Schneider & Söhne
Tiffany & Co.

Ebenso findet man das & in handelsrechtlichen Firmenbezeichnungen. Hier liegt zwar kein Name zugrunde, dafür aber eine juristische Person:

GmbH & Co. KG

Auch in Firmen- oder Produktbezeichnungen, die sich nicht von (Personen-)Namen ableiten, wird das & heutzutage verwendet. So nennt etwa die Lufthansa ihr Vielfliegerprogramm „Miles & More“, obwohl weder Herr Miles noch Frau More dafür Pate gestanden haben dürften. In diesen Fällen wirkt das & bisweilen wie eine Persiflage.

C&A-Plastiktüte
Umgekehrter Fall: Stilistisch wäre ein & sogar in der Internetadresse korrekt, doch technische Beschränkungen zwingen zum Ausschreiben.
Im Englischen ...

In anderen Sprachen wird es außerdem dazu genutzt, um die Zusammengehörigkeit von Wortpaaren deutlich zu machen, wie z. B. (zufällig hier auch ein Firmenname):

American Telephone & Telegraph

Das &-Zeichen lässt Telephone und Telegraph näher aneinanderrücken und signalisiert damit die Bedeutung „amerikanische Telefonie und amerikanische Telegraphie“ in verkürzter Form, sodass sich American unmissverständlich nicht nur auf Telephone bezieht.

Wissenschaftliche Arbeiten

In universitären Seminar- oder Abschlussarbeiten gibt es die Tendenz, mehrere Verfasser in Fußnoten oder im Literaturverzeichnis ebenfalls mit & zu trennen (weil dies eine gebräuchliche Zitierweise in englischsprachigen Arbeiten ist). Dies ist in deutschen Werken jedoch nicht korrekt, auch wenn die Verlage der zitierten Autoren selbst diese Schreibweise nutzen, und sollte bei Bedarf unbedingt mit dem Betreuer der Arbeit abgesprochen bzw. in den Richtlinien der jeweiligen Fakultät gestattet sein. Verwenden Sie im Zweifel stattdessen „und“ ausgeschrieben, den Trennungsstrich („/“) oder ein Semikolon.

Müller, K. und Schultz, S.
Müller, K./Schultz, S.
Müller, K.; Schultz, S.
Umgangssprachliche und literarische Verwendung

Dafür, dass es eigentlich ein Sonderzeichen ist und von Normalschreibern selten benötigt wird, hat das & auf deutschen Tastaturen seinen prominenten Platz aus Schreibmaschinenzeiten behalten, neue Bedeutung im Bereich Computer und Programmierung erlangt – und schiebt sich auf der 6er-Taste prominent ins Blickfeld. Vielleicht neigen auch deshalb viele Schreibende dazu, es zu verwenden. Besonders in Überschriften, Titeln oder Autorenangaben wird es gerne genutzt, weil das Zeichen Eleganz vermittelt und natürlich auch Platz spart. Doch wer es in dieser Form benutzt, gibt sich als typographischer Anfänger zu erkennen. Wer das & allein aus Gründen der Optik verwendet, begeht einen Stilfehler.

Das & ist eine Vereinfachung, um die Aufmerksamkeit auf die flankierenden Namen zu lenken und deren Beziehung zueinander zu betonen. Schon sinnvoller erscheint es daher in (Buch-)Titeln, sowohl bei zwei Hauptpersonen als auch bei Autorenduos. Hier kann die Verwendung des & praktisch als Gewohnheitsrecht gelten, es lässt die so Bezeichneten dann allerdings auch ein wenig wie eine Marke bzw. geschäftsmäßig erscheinen – was durchaus gewollt sein kann.

Eine Ausnahme gilt auch, wenn ein „& Co.“ auf saloppe Art zum Einsatz kommt, also der für Firmenbezeichnungen übliche Zusatz als Synonym für „und mehr“ verwendet wird:

Tee, Kaffee & Co.

Dann ist das & auch im Deutschen natürlich gern gesehen.

Wann kein &?

Wer & jedoch in regulären Texten anbringt, erreicht das Gegenteil: er zieht die Aufmerksamkeit auf das &-Zeichen und nicht mehr auf den eigentlichen Inhalt.

Der erste & zweite § im Gesetzestext.

Hier stolpert der verständige Leser sofort über die Zeichen, da die Wörter nicht den Raum einnehmen, der ihnen zusteht (beim schnellen Vorlesen kann man sich sogar verhaspeln). So kann man guten Gewissens in Tweet, SMS oder Chat schreiben, aber nicht in normalen Texten.

Das & ist und bleibt primär ein Zeichen der Geschäftswelt. In anderen Fällen als zur Bezeichnung von Firmen oder Marken (oder allgemein zur Verbindung zweier Namen in Titelform) ist es im Deutschen nicht angemessen. In den amtlichen Rechtschreibregeln wird es überhaupt nicht erwähnt, der Duden empfiehlt die Verwendung ausschließlich bei Firmenbezeichnungen, basierend auf DIN-Norm 5008. Es ist damit letztlich keine Frage von Falsch oder Richtig, sondern eine Konventions- und Stilfrage, denn Wörter werden im Deutschen prinzipiell nicht durch Zeichen ersetzt (außer bei Wertangaben oder in Kombination mit Zahlen).

Stichhaltige Gründe, das &-Zeichen außerhalb von (Firmen-)Namensbezeichnungen (oder beim Programmieren) zu verwenden, gibt es nicht.

Wer Wörter platzsparend trennen muss, kann einen Schrägstrich nutzen:

Der erste/zweite Paragraph im Gesetzestext.

Wenn das inhaltlich nicht passt, hält das Deutsche noch eine andere Abkürzung bereit, die sogar leichter zu tippen ist:

Der erste u. zweite Paragraph im Gesetzestext.

Das kostet zwar ein Zeichen mehr, dafür tippt es sich schneller und es benötigt die Hochstelltaste nicht – und ganz nebenbei ist es die korrekte Abkürzung für „und“ im Deutschen.

Isoliert, als Ersatz für „und“, hat & in Texten/Sätzen nichts zu suchen. Bei Titeln und Überschriften, deren Autor mehr Wert auf Graphikdesign als auf Schreibnormen legt, wird man eher noch ein Auge zudrücken. Auch als Stellvertreter für die Wendung „und andere/und mehr“ ist es in der Umgangssprache in Ordnung. Doch wo kein Firmenname zu nennen ist und es auf formal korrekte Schreibweise ankommt, sollte das & definitiv in der Schublade bleiben. Wer Platz sparen will, schreibt korrekterweise die Abkürzung „u.“. Auch das Pluszeichen ist als mathematisches Zeichen in Texten tabu.

21.07.2014; letzte Änderung am 20.12.2014