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Die Zukunft des alternativen Sprachpakets

Verfasst: 26.08.2011, 21:37
von Daniel Schneider
Mit der Änderung der Veröffentlichungs-Zyklen des Browsers Firefox (und des Mailprogramms Thunderbird) ergibt sich eine neue Situation für die Anbieter von Firefox-Erweiterungen: "Add-ons" sind nur noch wenige Wochen "aktuell" und erfordern dann eine erneute Anpassung an die jeweils neueste Firefox-Version. Das bedeutet gravierende Konsequenzen für die Entwicklung des alternativen Sprachpakets.

Was bei kleineren Erweiterungen bereits einen unangenehmen Mehraufwand bedeutet, ist für umfangreiche Ergänzungen - zu denen auch Sprachpakete zählen - eine kaum noch zu beherrschende Aufgabe. Bislang wurde das alternative Sprachpaket für Firefox und Thunderbird ein- oder zweimal im Jahr manuell von Grund auf neu erstellt. Dadurch konnten sowohl Begriffe und Steuerungszeichen gezielt angepasst als auch stilistische Korrekturen und Fehlerbehebungen durchgeführt werden. Der neue Rhythmus von 6 Wochen rechtfertigt jedoch nicht mehr den Aufwand, der die Erstellung einer alternativen Sprachversion mit sich bringt

Wie geht es nun also weiter mit den alternativen Sprachpaketen für Firefox und Thunderbird?
Die Möglichkeiten, die in Frage kommen, sind folgende:

1. Einstellung des ADE-Pakets
Das alternative Sprachpaket wird aufgegeben. Dies auch mit dem Hinweis darauf, dass die deutsche Original-Sprachversion zwar noch immer recht anglophon daherkommt, die Qualität in den letzten Jahren aber stetig zugenommen hat. Man sieht die Bemühungen, englische Fachbegriffe nicht mehr nur stur abzuschreiben, sondern durch deutsches Fachvokabular zu ersetzen. So sind Begriffe wie Icons, Account, Limit, Login oder Review mittlerweile abgeschafft worden.

2. Überspringen von Firefox/Thunderbird-Versionen
Um den Arbeitsaufwand zu minimieren, aber die Qualität in gewohntem Maße beizubehalten, wäre es ebenso möglich, das ADE-Paket nur noch jedes dritte oder vierte Mal erscheinen zu lassen, aber nicht mehr zu jedem einzelnen neuen Firefox/Thunderbird bereitzustellen. Im Ergebnis würde die Entwicklung dann wie gewohnt weitergehen, die Nutzer müssten aber zwischendurch entweder auf die alternative Sprachversion verzichten oder weiterhin ältere Versionen der Programme einsetzen.

3. "Sprachpaket light"
Das alternative Sprachpaket wird nicht mehr im gewohnten Umfang erscheinen, sondern nur noch die wichtigsten und als störendsten empfundenden Begriffe ersetzen, also nur noch die unmittelbare Oberfläche modifizieren, aber keine Statusmeldungen, Hinweise oder Einstellungsbeschriftungen.

4. Umwandlung in ein kostenpflichtiges Angebot
Um den Aufwand, den die regelmäßige und häufige Erstellung dieses Angebots mit sich bringt, zu kompensieren, wird das Sprachpaket fortan gegen Bezahlung angeboten.

5. Automatisierung
Das Sprachpaket wird nicht mehr händisch, sondern automatisiert übersetzt. Hierzu müsste die Übersetzung jedoch ähnlich wie unter Punkt 3 zumindest vereinfacht werden. Das ADE-Paket würde weniger differenziert und präzise sein.


Entscheidungen: Eine Einstellung kommt grundsätzlich nicht in Frage - dazu haben wir in den letzten Jahren einfach zu viel Herzblut in das Projekt gesteckt, alle Beteiligten, die ebenso viel Energie und Zeit aufgewendet haben, durch die Einstellung vor den Kopf zu stoßen, wäre nicht angebracht. Punkt 2 erweist sich ebenfalls als wenig praktikabel, denn wer will schon nur jedes 3. oder 4. Mal seinen Browser mit einer neuen Sprachebene ausstatten? Dies wäre verwirrend. Bei veralteten, oft sicherheitskritischen Programmversionen stehenzubleiben, kann den Nutzern von ADE auch nicht zugemutet werden. Solange Mozilla keine "Long-term-Versionen" ihres Browser anbietet, scheidet diese Möglichkeit aus. Punkt 3 wurde ernsthaft in Erwägung gezogen, doch eine abgespeckte Version würde wiederum den Aufwand nicht rechtfertigen, eine alternative Sprachversion überhaupt zu installieren. Bei der Fülle von auszutauschenden Begriffen wären nur wenige Anpassungen wie ein Tropfen auf den heißen Stein und würden ein uneinheitliches Bild ergeben. Dies ist mit unserem Anspruch auf Professionalität und Perfektion nicht recht vereinbar. Auch die Kostenpflichtigkeit ist keine echte Option, denn diese würde einerseits die Akzeptanz des ADE-Pakets drastisch vermindern (wer möchte schon für eine Erweiterung zahlen, wenn der Browser selbst kostenlos ist), andererseits ist es mit der Philosophie des Sprachpakets als ein freies, offenes Angebot, bei dem sich jeder beteiligen kann, schlecht vereinbar. Die Automatisierung wiederum hätte zur Folge, dass die Übersetzung stellenweise vereinfacht werden muss, um für eine automatisierte Erstellung geeignet zu sein.

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile haben wir uns für die 5. Lösung entschieden. Die Zukunft des alternativen Sprachpakets als regelmäßig erscheinendes und aktuelles Angebot ist somit gesichert, unter größtmöglicher Wahrung der Qualität bei minimal möglichem Aufwand.

Daher arbeiten wir zurzeit an einer Lösung, das Sprachpaket künftig automatisiert zu erstellen. Ab ADE-Version 7 wird diese regulär zum Einsatz kommen. Bereits ADE 6.0.b (für Firefox 6) wurde testweise automatisiert erstellt, die Resultate sind akzeptabel.

Zukunft...

Verfasst: 11.09.2011, 15:39
von Boersenfeger
Voller Schrecken las ich den 1. Punkt eurer Auflistung...
Ich bin ein ziemlicher Gegner von Mozillas UpDate-Praxis, daher befürchte ich, das in Zukunft mehrere von mir verwendete Erweiterungen nicht mehr weiterentwickelt werden.
Das die Variante 5 von euch gewählt wurde beruhigt mich dann doch in soweit, das ich die lieb gewonnene deutsche Oberfläche weiter nutzen kann. Ggf. hat ja Mozilla auch irgendwann beim Fuchs ein Stadium erreicht, in dem die Oberfläche an sich nicht mehr verändert wird.
Macht es ggf. Sinn, in der *.rdf-Datei die Maximal-Versionsangabe gleich um einiges nach oben zu setzen?
Meinen Dank und einen schönen Rest-Sonntag wünscht
Boersenfeger

Re: Zukunft...

Verfasst: 19.09.2011, 23:19
von Daniel Schneider
Boersenfeger hat geschrieben:Voller Schrecken las ich den 1. Punkt eurer Auflistung...
ADE wird es auf jeden Fall weiterhin geben, in welcher Form auch immer. Punkt 1 haben wir im ersten Moment des Ärgers über die neue Veröffentlichungspolitik Mozillas kurz angedacht, aber sofort wieder verworfen.

Wenn es irgendwann mal eine LTS-Version, also eine für längere Zeit unterstützte, separate Version geben sollte, würden wir wohl nur noch diese unterstützen. Dies ist jedoch nicht in Sicht, und so bleibt uns momentan nur die Automatisierung des Übersetzungsprozesses.
Macht es ggf. Sinn, in der *.rdf-Datei die Maximal-Versionsangabe gleich um einiges nach oben zu setzen?
Nein, das funktioniert leider nicht bei Sprachpaketen, weil die Sprachversionen immer exakt zu den jeweiligen Programmversionen passen müssen. Ändert sich nur ein einziger Menüeintrag oder kommt nur eine neue Funktion hinzu, funktioniert das Sprachpaket nicht mehr mit einer neuen Firefoxversion. Das Hochsetzen der Max-Versions-Angabe hätte daher nur zur Folge, dass Firefox nicht mehr korrekt starten würde.

Grüße,
Daniel Schneider

Verfasst: 21.09.2011, 15:39
von Gast
Danke für deine Erläuterungen.