Lieber Vollprofi (the real),
danke für die Blumen!
Das Kompliment gebe ich gerne zurück, was mich leider nicht davon entbindet, mich jetzt umsomehr anzustrengen, damit ich etwas Vernünftiges von mir gebe.
Alsdann:
Den Unterschied zwischen "Lieber Aracan" und "Hallo, Aracan" sehe ich natürlich auch. Im ersten Fall ist ein Komma völlig unmöglich. Ob es im zweiten sein
muss oder sein
darf, ist die Frage. Zur Klärung trägt die Formulierung der Regel nicht so viel bei, wie sie könnte, da hast du leider völlig recht.
Warum die Frage? Weil ich bei Betrachtung ähnlich gelagerter Fälle stark dazu tendiere, kein Komma zu setzen. Nämlich hier:
O Vollprofi!
Da passt definitiv kein Komma zwischen Interjektion und Name.
Oder hier, wobei die Formulierung natürlich umgangssprachlich, aber in Sachen Kommasetzung doch eindeutig ist:
Hallo zusammen!
Soviel vorerst zur Interjektion.
Die Regel verstehe ich so, dass Anreden immer mit Komma abzugrenzen sind. In den Beispielen zu § 79 gibt solche ohne Komma ja nur für (2) und (3) (Ausrufe sowie "Ausdrücke […], die besonders hervorgehoben werden sollen"), während die Anrede-Beispiele alle ein Komma haben.
Für die Interjektionen hingegen gibt es, wie eben gesagt, Beispiele ohne Komma.
Jetzt werde ich noch komplizierter:
Im Satz des OP würde ich jedenfalls das Komma setzen:
Hallo nochmals, Jürgen
Nämlich im Interesse der Lesefreundlichkeit, damit schon auf den ersten Blick klar ist, dass das "nochmals" zum "Hallo" gehört und nicht zu Jürgen.
In deinem Beispiel hingegen komme ich auch gut ohne Komma aus:
Hallo Jürgen,
Bei einer mehrteiligen Begrüßung würde ich das Komma wieder setzen, um den Lesefluss zu fördern:
Guten Tag, Jürgen!
Diese Freiheit interpretiere ich mir aus § 79 (2) herbei.