Stilfragen

Schlussendlich, schlußendlich, letztendlich oder letztlich?

Wenn man früher etwas rhetorisch bekräftigen bzw. abschließend einleitend betonen wollte, dann hatte man eigentlich nur drei Möglichkeiten, nämlich letzten Endes, letztendlich  oder dessen Kurzform letztlich, ganz nach persönlicher Vorliebe.

Erst vor einigen Jahren kam in Deutschland ein neues Wort dazu, zunächst nur als Verballhornung von
letztendlich und auch nur in der flapsigen Umgangssprache: Schlussendlich. Etwa so, wie manche unkaputtbar statt unzerstörbar sagten.

Doch wie so oft, gute Ideen (oder schlechte) setzten sich irgendwann durch – und auf einmal hörte man 
schlussendlich auch von Menschen an Orten, die sonst als alles andere, nur nicht als besonders witzig galten. Feuilletonsprecher im Radio zum Beispiel.

Es war nicht mehr zu übersehen: Schlussendlich hatte es in den normalen Sprachgebrauch geschafft und tauchte nun auch immer öfter in geschriebenen Texten auf 
völlig ernstgemeint. Warum, darüber kann man nur spekulieren: Vielleicht weil „Schluss“ bedeutungsschwangerer klingt als „letzt“. Oder weil man sich keine Gedanken mehr zu machen brauchte, wie „letzt“ geschrieben wird. Zur Verbreitung könnte aber auch ein Import aus dem Süden beigetragen haben: im Schweizerdeutschen ist schlussendlich seit jeher ein ganz normales Wort, das dem weiter nördlicher althergebrachten letztendlich entspricht ganz ohne Untertöne.

Schlußendlich, in der Schreibweise mit scharfem S, dürfte es praktisch kaum geben, denn das Wort wurde erst nach Einführung der neuen Rechtschreibregeln so richtig populär und in der Schweiz gibt es das Eszett ohnehin nicht
schlußendlich dürfte eigentlich in keinem alten Wörterbuch stehen. Das tut es aber dennoch, da auch schweizer Wörter außerhalb der Schweiz mit scharfem S geschrieben werden. Wer gerne locker spricht und ansonsten auch lieber die traditionelle Rechtschreibung verwendet, ist mit schlußendlich trotzdem gut beraten.

Das Risiko wird zwar täglich geringer, allerdings läuft man immer noch Gefahr, im Hochdeutschen von Lesern und Zuhörern 
insbesondere von älteren  für einen Spaßvogel gehalten zu werden, wenn man die Vokabel „schlussendlich“ benutzt. Daher sollte man in formalen, seriösen und ernsthaft gemeinten Schriftstücken besser zum althergebrachten und in der Bedeutung unmissverständlichen letztendlich/letztlich greifen.
13.03.2007; letzte Änderung am 10.03.2009