Komma

[krh]

Geschätzte Experten,

einmal mehr ringe ich mit einem 'unvollständigen' Satz in einem literarischen Text, dessen Kommasetzung mir grösste Mühe macht.
Wenn ich euch um eure Meinung fragen dürfte, wäre ich sehr dankbar:

"...man sieht die Grenzen, markiert mit Bändern; vom Jahr 2011 und etwas tiefer vom Jahr 1992".

Mein Problem besteht darin, dass 'vom Gefühl her' ich zwar zwischen "tiefer" und "vom" ein Komma setzen würde, jedoch
a) das nicht wirklich - höchstens mit langsamem (Vor-)Sprechen des Satzes - begründen kann
b) mich dabei frage, ob ein 'probeweises Einsetzen von "und" anstelle des Kommas' immer als 'Hilfsstrategie' herangezogen werden kann (funktioniert). Falls ja, wäre mein vermutetes Komma eindeutig falsch.

In diesem Satz geht es um Pegelstände von Hochwasser, "vom Jahr" habe jeweils ich eingesetzt, in der Annahme, dass die Jahreszahlen schwerlich allein da stehen können. Ob das Semikolon als korrekt betrachtet werden kann, habe ich bisher nicht sicher herausgefunden, im Moment denke ich aber, dass 'ja'.

Mit lieben Grüssen
krh

[Daniel Schneider]

Mein Problem besteht darin, dass 'vom Gefühl her' ich zwar zwischen "tiefer" und "vom" ein Komma setzen würde, jedoch
a) das nicht wirklich - höchstens mit langsamem (Vor-)Sprechen des Satzes - begründen kann

Das ist schon die absolut richtige Spur gewesen: Wenn man schon beim Sprechen eine Kommapause zu spüren meint, dann hat man es oft mit einer Parenthese zu tun. Das ist auch hier der Fall, "etwas tiefer" ist ein simpler Einschub (den man auch weglassen könnte, ohne dass der Satz sich inhaltlich ändern würde), und der wird von Kommas (oder Gedankenstrichen) eingeschlossen. Also:

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... man sieht die Grenzen, markiert mit Bändern; vom Jahr 2011 und - etwas tiefer - vom Jahr 1992

Und statt der Gedankenstriche sind natürlich auch Kommas möglich.

b) mich dabei frage, ob ein 'probeweises Einsetzen von "und" anstelle des Kommas' immer als 'Hilfsstrategie' herangezogen werden kann (funktioniert). Falls ja, wäre mein vermutetes Komma eindeutig falsch.

Nein, das gilt nicht immer, das gilt vor allem bei Aufzählungen. Nicht alle Kommas stehen ja stellvertretend für "und". Bei Aufzählungen hingegen klappt diese Gegenprobe meist sehr zuverlässig.

Ob das Semikolon als korrekt betrachtet werden kann, habe ich bisher nicht sicher herausgefunden, im Moment denke ich aber, dass 'ja'.

Ja, auf jeden Fall. Man könnte auch ein Komma oder einen Punkt setzten, aber das Semikolon lässt das Nachfolgende noch ein wenig stärker an den vorherigen Satz heranrücken als ein Punkt und wirkt etwas stärker als ein Komma - für mein Empfinden genau richtig, da man so nicht zu viele Kommas benutzten muss und keinen neuen Satz mit "Vom" beginnen muss.

[krh]

Lieber Daniel Schneider,

ganz vielen Dank für diese so hilfreichen Antworten auf meine Fragen. Wieder darf ich entscheidendes dazulernen.

In der Tat sind die Erläuterungen/Erklärungen von dir und qwerty (!) - auch von Lea und bestimmt noch weiteren, hier schreibenden Experten - (sicher nicht nur für mich) so wertvoll und jedes Mal druckreif verfasst (und diese Site insgesamt so genial), dass ich bereits qwerty gegenüber die Anregung (Hoffung) vorzubringen gewagt habe, ob es nicht eine Art Lehrbuch von euch Fehler-Haft-Experten geben könnte (am liebsten mit Schwerpunkt Zeichen- speziell Kommasetzung-:)).
Ich bin überzeugt, dass nicht allein ich ein solches mit grosser Freude und Dankbarkeit erstehen würde.

Mit freundlichen Grüssen
krh

[Daniel Schneider]

dass ich bereits qwerty gegenüber die Anregung (Hoffung) vorzubringen gewagt habe, ob es nicht eine Art Lehrbuch von euch Fehler-Haft-Experten geben könnte (am liebsten mit Schwerpunkt Zeichen- speziell Kommasetzung-:)).

Wir denken darüber nach.

[krh]

Lieber Daniel Schneider,

ganz ehrlich, (bestimmt nicht nur) ich würde mich riesig darüber freuen und euer Buch würde zu meinem täglichen Begleiter.

Mit lieben Grüssen und hoffnungsfroh
krh